Bericht Jahreshauptversammlung 2023
Wasserwacht Waging mit ausgezeichnetem Ausbildungs- und Technikstand
Gelder werden knapper – Jugendarbeit bleibt vorbildlich
Die allgemein krisengeschüttelte Wirtschaftslage in Deutschland ist nicht wegzudiskutieren. Und das hinterlässt auch im Rettungswesen seine Spuren. In der Wasserwacht Waging ist Grund zur Besorgnis noch nicht gegeben, aber man spürt rückläufige Tendenzen. Die Haushalte, ob öffentlich oder privat, müssen notgedrungen andere Prioritäten setzen. Und dabei misst man Mitgliedschaften und Spendenfreudigkeit eben nur sekundäre Bedeutung zu. Eine bedauerliche, aber grundsätzliche Erkenntnis aus den Rechenschaftsberichten der Ortsgruppe Waging.
Möglichst „kurz und knackig“ gab Ortsgruppenleiter, Marco Haberstetter, als Devise für die Spartenberichte bei der diesjährigen Hauptversammlung aus. Und die Bereichsleiter hielten sich daran. Erstmals traf man sich im Restaurant des Segelclubs Waging, um die Mitglieder über den aktuellen Stand in der Ortsgruppe zu informieren. Als erfreulich wertete Haberstetter in seinen Begrüßungsworten die große Anzahl an Jugendlichen, zeuge das doch einerseits von fruchtbringenden Bemühungen auf diesem Sektor und andererseits von nach wie vorhandenem Interesse für ein Engagement im Dienst am nächsten. Bürgermeister und Gemeinderäte hatten wegen der parallellaufenden Gemeinderatssitzung absagen müssen. Von der Kreiswasserwacht waren der Technische Leiter, Thomas Hilscher, und Hans Michael Weisky, Vorsitzender der Kreiswasserwacht Traunstein sowie des Wasserwacht Bezirkes Oberbayern, gekommen. Etwas mehr Interesse hätte man von den passiven Mitgliedern erhofft, denn diese Gruppe war bis auf die regelmäßigen Besucher nur spärlich vertreten.
Die Reihe der Berichte eröffnete Simon Wildner, Vorstand des Vereins zur Förderung der Wasserwacht Waging. Der Unterstützungsverein steht dem operativen Bereich vor allem mit finanzieller Unterstützung bei Gerätebeschaffung und im Bedarfsfall für den laufenden Dienstbetrieb zur Seite. Er bildet also einen wesentlichen Baustein im Wasserwachtsbetrieb. Leider, so Wildner, wird es immer schwieriger, Mitglieder zu werben. Gerade diese aber lieferten einen wesentlichen Beitrag zur finanziellen Stabilität in der Rettungsorganisation. Dennoch konnte der Vorsitzende auf eine nach wie vor ordentliche Situation verweisen. Neben den Beiträgen sei dies auf das Ergebnis der „Italienischen Nacht“ in Zusammenarbeit mit dem Restaurant „Forum Italicum“ zurückzuführen. Auch 2023, und zwar am 12. August, wird man sich hier wieder mit Bewirtschaftung der Bar beteiligen.
Erster Vorstand Förderverein und Wasserwacht Waging am See (Von links: Simon Wildner; Marco Haberstetter)
Marco Haberstetter erstattete den Bericht der Vorstandschaft der Ortsgruppe. Demnach zählt man aktuell 205 Mitglieder, davon 45 Aktive und 40 Jugendliche. Im Bereich der Rettungsschwimmer mit 42 Aktiven, davon 13 voll ausgebildete Wasserretter und 5 Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, einer Vorstufe des Wasserretters, sowie 18 Bootsführern sei man ordentlich aufgestellt. Stark zeige sich auch der Sanitätsbereich mit 12 SAN-Helfern, 4 Rettungsdiensthelfern, 4 Rettungssanitätern, 1 Rettungsassistenten und 2 Notfallsanitätern besetzt. Für die Ausbildung innerhalb der Ortsgruppe sorgen je ein Lehrscheininhaber für Rettungsschwimmen und Schwimmen. Die personelle Bestückung könne sich somit sehen lassen, so Marco Haberstetter, allerdings setze man auch weiterhin auf Fortbildungsmaßnahmen, um die Basis weiter zu stabilisieren und auszubauen. Aktuell besuchten wieder einige Aktive verschiedene Lehrgänge.
Eindrücklich wies der OG-Leiter auf die präzise Führung von Patientenprotokollen und Einsatzberichten hin. Nur mit diesen Nachweisen sei auch künftig die Mittelbeschaffung nach dem Rettungsdienstgesetz gewährleistet. Und dies wiederum sei existenziell für den Betrieb der Wasserrettung und Geräte- bzw. Ersatzbeschaffung. Normalerweise, so Haberstetter, müssten die Versorgten oder Geretteten die entstehenden Kosten auch nicht selbst tragen. In aller Regel träten Versicherungen hierfür ein.
In diesem Zusammenhang ein weiterer Hinweis Haberstetters: Alle Mitglieder der Ortsgruppe erhalten einen Ausweis als Beleg für ihre Zugehörigkeit zum Bayerischen Roten Kreuz. Das gewinne vor allem bei etwaiger Inanspruchnahme des DRK-Flugrettungsdienstes an Bedeutung. Alle Mitglieder seien über ihren Jahresbeitrag versichert und könnten bei Unfällen oder medizinischen Notfällen nach Befürwortung der Ärzte vor Ort weltweit nach Deutschland zurückgeholt werden. Das gelte jedoch nicht für die Mitglieder des Unterstützungsvereines. Sie seien diesbezüglich leider nicht versichert. Die Aktiven erhielten zusätzlich einen Dienstausweis mit Lichtbild, der bei Dienstausübung mitgeführt werden müsse. So erlange zum Beispiel der Bootsführerschein nur in Zusammenwirken mit dem Aktivenausweis rechtliche Gültigkeit.
Eine grundsätzliche Änderung vollzog man 2022 auch bei der Kassenführung: Beitragseinzug und Zahlungsverkehr übernimmt nunmehr die Buchhaltung des Kreisverbandes. Der Kassier der Ortsgruppe führt nur noch eine Bargeldkasse zur Begleichung kleinerer Zahlungen. Er rechnet mit dem Kreisverband ab. Um Missverständnissen vorzubeugen, verdeutlichte Marco Haberstetter, dass alle Geldeingänge für die Ortsgruppe auch deren Verrechnungskonto gutgebracht würden und allein ihr zur Verfügung stünden. Der Vorteil dieser Handhabung liege primär in der damit verbundenen Arbeitsentlastung.
Schwimmen lehren und die erworbenen Fähigkeiten zu vertiefen, sei eine der elementaren Präventivaufgaben aller Wasserwachten. Lieber sorgfältig ausbilden als retten müssen. Die Schwimmkurse, 2022 unter Federführung der Schwimmausbilderin Nora Schramke mit Unterstützung Sonja Metzgers am Strandbad Seeteufel durchgeführt, seien seit Jahren eine feste Größe in der Breitenausbildung. Im letzten
Jahr konnte man in 10 Tagen 21 Kindern das Schwimmen zumindest in den Grundzügen beibringen. Einige erwarben das begehrte „Seepferdchen“. Präventivmaßnahmen gewännen in den letzten Jahren zunehmend, insbesondere durch das hohe Zuwanderungsaufkommen, an Bedeutung. Dazu würden Bäder auf Kommunalebene infolge wachsender Finanznöte geschlossen, Eltern seien oftmals nicht in der Lage die erforderlichen Gelder für Kurse aufzubringen. Wie Pilze schössen sogenannte „Badestellen“ aus dem Boden. Areale, die zwar auf Liegewiesen mit allen Annehmlichkeiten eines Badestrandes aufwarteten, aber keiner offiziellen Badeaufsicht bedürften. Sich ins Wasser zu begeben, erfolge auf eigene Gefahr.
Neben der Schwimmausbildung betätigt sich die Ortsgruppe im Bereich des Schulschwimmens. In Zusammenarbeit mit der Schule in Waging betreute man auch 2022 die Grundschulklassen eins mit vier bei ihren Schwimmaktivitäten. 2023 starten in den Pfingstferien entsprechende Kurse. Die Organisation seitens der Wasserwacht übernimmt Sonja Metzger.
Am 15. Juli 2022 erhielt das neue Rettungsboot seinen kirchlichen Segen durch Pfarrer Andreas Ager. In Erinnerung an das 2019 verstorbenen „Wasserwachtsurgestein“, Josef Kaspar, tauften dessen Witwe, Elfriede Kaspar und Sohn Bernhard das Boot auf den Namen „Sepp“. Marco Haberstetter erinnerte sich an eine würdevolle Zeremonie und insgesamt an einen feierlichen Festakt.
In Vertretung des verhinderte Technischen Leiters, Alois Maier, verlas der zweite TL, Janis Perschl, Daten und Fakten zu den Betriebsabläufen (siehe separate Auflistung). Zur Optimierung des Ausbildungsstan-
des der Aktiven hätten 2022 wieder einige Kameraden verschiedene Lehrgänge (siehe Liste) besucht. Besonders erwähnte Perschl eine praxisnahe Wasserübung am See. Der Segelclub hatte eine Jolle zur Verfügung gestellt, womit man das Aufstellen eines gekenterten Segelbootes trainieren konnte. Eine Situation, mit der man regelmäßig am See konfrontiert werde und wobei jeder Handgriff sitzen müsse.
Im Funkwesen hält man in der Ortsgruppe bestens Schritt mit technischen Innovationen und befindet sich stets auf dem aktuellen Stand. So werde laut Perschl eine neue digitale Alarmierung sukzessive eingeführt, wobei allerdings die benötigten Endgeräte noch ausstünden. Man hoffe im Jahr 2023 mit deren Auslieferung.
Das System „Alamos“ werde künftig von der Ortsgruppe selbst (bisher Kreiswasserwacht) betrieben. So werde die Einbeziehung der Alarmanlage sowie des Wasserstandsmelders in der Wachhütte am Kurhaus ermöglicht. Bei „Alamos“ handelt es sich um ein in Bayern vorgeschriebenes Alarmierungssystem, das via HandyApp zusätzlich zum Funkmeldeempfänger durch die Rettungsleitstelle ausgelöst wird. Der große Vorteil, dass man über Handy auch Aktive ohne Piepserausrüstung erreichen kann.
Laut Jugendwart Bernhard Kaspar umfasst seine durchwegs rührige Truppe insgesamt 40 Kinder und Jugendliche. In unterschiedlichen Übungsschritten werde der Rettungsschwimmernachwuchs an seine späteren Aufgaben herangeführt. Ab 12 Jahren könne man erste Lehrgänge absolvieren. Der Spaß als wichtiger Faktor zur Aufrechterhaltung des Interesses komme dabei nie zu kurz. Hierin sieht Kaspar auch einen wesentlichen Grund für die Erfolge im Jugendbereich.
Besonderes Augenmerk lege man auf die Erlernung und Verfestigung der einzelnen Schwimmstile. Optimierte Bewegungskoordination bilde die Basis für die eigene Sicherheit im Umgang mit dem Element Wasser und dies wiederum als wesentliche Grundlage für den späteren Wasserrettungsdienst.
Ehrengäste (Von links: Thomas Hilscher; Hans-Michael Weisky)
Hans Michael Weisky überbrachte die Grüße der Kreiswasserwacht. Er dankte besonders für die ausgezeichnete Jugendarbeit. Schließlich bilde sie die Grundlage für einen soliden Wasserrettungsdienst, für dessen Effizienz und Schlagkraft und nicht zuletzt für seinen Fortbestand. Abschließend nahm Weisky die anstehenden Ehrungen (siehe Liste) vor. Er und OG-Leiter Haberstetter bedauerten, dass man eine herausragende Auszeichnung nicht persönlich übergeben konnte: Ferdinand Maier ist 50 Jahre bei der Ortsgruppe, war aber nicht anwesend. Marco Haberstetter versicherte, er werde die Urkunde dem Jubilar später selbst überreichen.
Der Ortsgruppenleiter und seine Vorstandschaftskameraden waren der vorgegebenen Devise gefolgt: Mit rekordverdächtigen knapp 40 Minuten war die Versammlung wie angekündigt verlaufen: Kurz und knackig, und dennoch vollständig und informativ.
Ehrungen:
Geehrte Mitglieder (Von links: Alexander Ruschak; Alexander Huber; Florian Metzger; Michael Schramke; Martin Domann; Stefan Maier)
Ehrungen aktiver Mitglieder der Ortsgruppe
20 Dienstjahre:
Alexander Huber
25 Dienstjahre:
Alexander Ruschak; Florian Metzger
30 Dienstjahre:
Martin Domann; Michael Schramke; Stefan Maier
Ehrungen passiver OG-Mitglieder
10 Jahre:
Tobias Steinbeißer
20 Jahre:
Sabrina Huber; Philipp Lampersberger; Susi Barmbichler; Kevin Rasch; Thomas Wildenhof
30 Jahre:
Markus Rosemann; Andrea Pirchner; Johann Reiter
50 Jahre:
Ferdinand Mayer
Zahlen der Ortsgruppe 2022
Mitglieder | 205 |
davon Förderer | 122 |
davon Jugendliche | 40 |
Wachstunden Station Kurhaus | 898 |
Wachstunden Station Seeteufel | 353 |
______ | |
Gesamt | 1.251 |
Erste Hilfe-Leistungen | 45 |
davon abgerechnet nach Rettungsdienstgesetz | 5 |
HvO (Helfer vor Ort, entspricht dem First Responder der Feuerwehr, Leistungen sind nicht abrechenbar) | 2 |
Alarmierte Einsätze (außerhalb des regulären Wachdienstes) | 1 |
Regattabegleitungen/Sicherheitswachten | 5 |
Lehrgänge:
Wasserretter Modul 1 (Teilnehmer OG gesamt 1)
Robin Stahl
Wasserretter Module 2 bis 4 (1)
Max Huber
Wasserretter Module 1 bis 4 (4)
Alois Maier, Tabea Domann, Korbinian Haberstetter, Simon Ostermann
Führen im Einsatz 1 und 2 (1)
Tabea Domann
Multiplikator Digitalfunk (2)
Tabea Domann, Marco Haberstetter
Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst (4)
Robin Stahl, Niklas Neumann, Korbinian Haberstetter, Simon Ostermann
Deutsches Rettungsschwimmerabzeichen in Silber (3)
Daniel Maier, Lukas Maier, Simon Ostermann
Praxisanleiter Bootsdienst (2)
Roland Neumann, Janis Perschl
Bootsführer (3)
Max Huber, Tabea Domann, Alexander Witzleben
Ausbildungsassistent Rettungsschwimmen (2)
Robin Stahl, Alois Maier