Neue Strukturen in der Wasserwacht
Erfolgreiche Jugend- und Ausbildungsarbeit – Neues Boot heißt „Sepp“
Neue Besen kehren gut, heißt es. In diesem Fall trifft das auf die teilerneuerte Vorstandschaft der Wasserwacht in Waging zu. Gleich von Beginn ihrer Amtsperiode an drückten die „Neuen“ der Ortsgruppe ihren Stempel auf. Zwar habe man des Rad nicht neu erfunden, so meinte der Vorsitzende, Marco Haberstetter, aber insbesondere in einigen Organisationsbereichen verlieh man der Wasserwacht neue Strukturen.
Nach den auf allen Gebieten schwierigen Pandemiejahren konnte Haberstetter im gut besetzten Kurhausstüberl am Waginger See unter anderem den ersten Bürgermeister, Matthias Baderhuber begrüssen. Vertreter des Kreisverbandes hatten infolge Terminüberschneidungen abgesagt. Besonders erfreut zeigte sich die Vorstandschaft über die große Anzahl an Aktiven und Jugendlichen, die damit ihr Interesse an der Wasserrettung bekundeten.
Als wohl grundlegendste Neuerung hat man das Finanzwesen reformiert. Von dem jahrzehntelang praktizierten System mit mehreren Bankkonten vor Ort löste man sich und führte diese auf eine Konto, das die Buchhaltung des Kreisverbandes Traunstein führt, zusammen. Von dort aus werden laufende Kosten und Rechnungen beglichen und – als ganz entscheidender Faktor – der Beitragseinzug vorgenommen. Der gewählte Kassier ist deswegen nicht arbeitslos. Er betreut weiterhin eine Kasse für kleinere Zahlungen. Haberstetter sieht hinter dieser Maßnahme nur Vorteile: größere Transparenz durch ein Einkontensystem, Kostenersparnis durch Wegfall von Kontoführungsgebühren und einen hohen Entlastungseffekt des Kassiers.
Neu geschaffen hat man die Organisationsstelle eines „Qualitätsmanagers“. Der Begriff stammt aus dem Wirtschaftsleben und sorgt in Unternehmen für zielgerichtete, straffe und effiziente Arbeitsabläufe. Nicht überall wird das Instrument kritiklos akzeptiert. Nun hat man es auch grundsätzlich ehrenamtlich strukturier- en Vereinigungen übergestülpt. Aber damit, so Haberstetter, müsse man eben leben. Und mit Maximilian Huber habe man den Richtigen für die Position eines Qualitätsbeauftragten gewinnen können.
Aktuell zählt die Ortsgruppe 186 Mitglieder, davon 42 Aktive und 34 im Jugendbereich. Gut aufgestellt ist man in den Fachressorts Bootsführer mit 20 Führerscheininhabern und im Sanitätswesen mit 25 Mann. 12 Aktive können sich als“ Wasserretter“, den für möglichst viele Rettungsschwimmer angestrebten Status, und 6 als „Rettungschwimmer im Wasserrettungsdienst“, eine Vorstufe des „Wasserretters“, bezeichnen. Besonders froh ist man über die Inhaberin des Ausbilderscheines für Schwimmen, Nora Schramke. So können weiterhin die stark nachgefragten Schwimmkurse als elementare Präventivmaßnahme durchgeführt werden.
Mit besonderem Stolz erfülle Haberstetter die Jugendgruppe, die sich seit ihrer Gründung bestens etabliert und bewährt habe. Was früher erst mit 13 Jahren mit Erwerb des „Grundscheines“ bzw. heute des Rettungsschwimmerabzeichens in Bronze seinen Anfang nahm, beginnt jetzt schon mit 8 Jahren im Jugendteam. Dort bleibt man bis maximal 17 Jahre. Die Heranführung an die Aufgaben der Wasserwacht, an den Naturschutz, die Dienstpflichten und die spätere Fachausbildung erfolgt behutsam durch die Leiter der Jugendgruppe, Bernhard Kaspar und Tabea Domann.
Auszugsweise ging der Ortsgruppenleiter auf die Finanzen ein. Von der Gemeinde hat man einen Zuschuss in Höhe von € 6.000 zur Darstellung des Dienstbetriebes erhalten. Einzig fest kalkulierbare Größe stellten die Mitgliederbeiträge in Höhe von jährlich knapp € 2.500 dar.
Zwar könne bei Fixausgaben von jährlich knapp € 5.000, also etwa das Doppelte der festen Eingänge, der rechnerische Fehlbetrag bislang durch anderweitige Einnahmen ausgeglichen werden, aber eine sichere Größe stellten solche Zuflüsse eben nicht dar. Um so wichtiger sei es, so der Vorstand, wo durchsetzbar, für Einsätze und technische Hilfeleistungen jeweils den vorgesehenen Kostenersatz einzufordern. In den meisten Fällen träten ohnehin Versicherungen ein und die Betroffenen würden letztlich nicht endgültig belastet. Natürlich hielte damit ein Stück weit zusätzlicher Bürokratismus Einzug. Dennoch appellierte Haberstetter an die Aktiven, Einsatzberichte und Patientenprotokolle so exakt wie möglich auszufertigen. Schließlich bedeute das bares Geld für die Ortsgruppe.
Am 15.07.2022, 18.00 Uhr, wird am Strandbad Seeteufel das neue Motorrettungsboot eingeweiht.Im Gedenken an das 2019 verstorbene aktive Mitglied Josef Kaspar, wird es den Namen „Sepp“ erhalten. Josef Kaspar kann man getrost als ein „Urgestein“ der Waginger Wasserwacht bezeichnen. Er legte überall mit Hand an, war zuverlässig, korrekt und einfühlsam. Diese Ehre wird ihm also zurecht zuteil.
Die gute alte „Tessy“, Baujahr 1982, hat fast 40 Jahre lang beste Dienste geleistet und war optisch sowie technisch intakt. Allerdings wurden altersbedingt Mängel und damit Reparaturen immer häufiger und kostspieliger. Und so entschied man sich für eine Neuanschaffung. Das knapp € 70.000 teure Boot des Herstellers Nordland Hansa Rostock verfügt über einen 140 PS starken Suzuki Außenbordmotor und ist optimal den wasserrettungsspezifischen Anforderungen entsprechend ausgerüstet. Die Anschaffungskosten übernahm der Staat Bayern. Die Bootsführer sind alle eingewiesen und haben schon 2021 entsprechende Übungsfahrten absolviert. Haberstetter bat sie angesichts der gestiegenen Treibstoffkosten, Fahrten genau auf ihre Notwendigkeit hin zu überdenken. Das solle aber nicht heißen, dass man auf Übungs- und Streifenfahrten gänzlich verzichten solle. Vielmehr müsse jeder in jeder Situation das Fahrzeug voll beherrschen. Es sei eben die Dosierung der Fahrten, die man im Auge haben müsse.
Der Technische Leiter, Alois Maier, berichtete von gesamt 1.648 Wachstunden, davon am Kurhaus 1.433 und am „Bad der Waginger“ Seeteufel 215.25mal wurde Erste Hilfe geleistet, 3mal rückte man auf Alarmierung aus und 2mal hatte man Sachbergungen durchzuführen. Zahlreiche Übungen und Kurse dienten der Neuer-lernung und Vertiefung von technischen Kenntnissen an Funk, Boot, Sanitätswesen und in sachgerechter Anwendung von Rettungsgeräten. Als „Pilotprojekt“ gelang es 2021 in Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe Tengling einen Lehrgang für „Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst“ an den Waginger See zu holen. Hierbei handelt es sich um eine Vorstufe zur Ausbildung zum „Wasserretter“. Um eine möglichst breite Basis an „Wasserrettern“ zu schaffen, werden diese Kurse künftig im Rotationsprinzip abwechselnd von allen Ortsgruppen rund um den Waginger See organisiert.
In Vertretung des beruflich verhinderten Bernhard Kaspar übernahm Tabea Domann den Bericht der Jugendleitung. Demnach führte man mit den 34 Kindern und Jugendlichen stattliche 15 Übungen durch. Themen waren zum Beispiel Erste Hilfe, Knotenkunde und das Retten von in Bedrängnis geratenen Personen. Dass der Spaß dabei nicht zu kurz kam, dafür sorgten gemeinsam Teilnehmer und Übungsleiter.
Den Abschluss des Berichtsteiles bildete das Grußwort des ersten Bürgermeisters, Matthias Baderhuber. Er überbrachte die Grüße und den Dank des Waginger Gemeinderates und beglückwünschte die Ortsgruppe zu ihrem guten Griff bei den letzten Vorstandschaftswahlen. Von Anfang an habe das Gremium druckvoll gearbeitet und eine Reihe von Neuerungen eingeführt und umgesetzt. Ein so reibungsloser Übergang auf eine neue Führungsspitze sei leider heute nicht mehr selbstverständlich. Im häufiger fänden sich keine Funktionäre mehr, die in Vereinen etc. ehrenamtlich bereit seien, Engagement und Verantwortung im Interesse des Allgemeinwohles zu übernehmen. An der bislang Zusammenarbeit mit der Gemeinde werde sich aus seiner Sicht nichts ändern. Das gute Einvernehmen solle bleiben, wie es immer gewesen sei.